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Uwe Steimle - "Hören Sie es riechen?"

Ostalgie und Gegenwart stets verknüpft
Kabarettist Uwe Steimle teilt in Bad Blankenburg gegen die Ampel aus

Uwe Steimle findet in Bad Blankenburg auch beim dritten Gastspiel sein Publikum. Kaum ein Stuhl bleibt in der Stadthalle frei: 965 Besucher sind am Samstag gekommen, um mit ihm in dessen Welt einzutauchen. Ein Heimspiel für ist es für den Sachsen in jedem Fall. Das Publikum liegt ihm zu Füßen. Seit dem Aus seiner MDR-Sendung hat er "Steimles Welt" ins Internet verlagert, seinem Youtube-Kanal folgen über 100.000 Abonnenten. Steimle war schon immer auf Krawall gebürstet, aber das bildete ja auch den Reiz seiner Handschrift. In den 90er-Jahren erlangte er durch die Kunstfigur des ostdeutschen ehemaligen Brigadeoffiziers Günther Zieschong Bekanntheit. Bieder bekleidet und dialektal beschlagen, schwelgt dieser in Erinnerungen an DDR-Zeiten und legt den Finger in die Wunden der Wiedervereinigung. Das tat der flachsblonde ehemalige Polizeiruf-Kommissar denn auch in der Fröbelstadt. Er liebt Brecht und Heimat, er mag die Ampelpolitiker und die NATO nicht. Und er sieht diese verkehrte Welt - und ruckelt daran. "Ich möchte, das was ich fühle, empfinde, denke, sagen dürfen, aussprechen dürfen", sagt er. Er wolle sich von niemanden vorschreiben lassen, "was und wie ich zu denken habe. Das empfinde ich als ganz großen Luxus, mit allen Konsequenzen". Mit Liedern, Texten und rhetorischen Assoziationen spielt Steimle auf der Klaviatur der kollektiven kulturellen Erinnerung seines ostdeutschen Publikums mittleren Alters. Adressiert sind seine Auftritte an die Generation der sprichwörtlichen "gelernten DDR-Bürger", die in der DDR sozialisiert wurden und aufgrund ihrer Erfahrungen im Unterschied zu den Westdeutschen in der Lage seien, die angeblich wahren Mechanismen in Politik und Gesellschaft zu durchschauen. Zwischendurch, will er von seinem Publikum wissen, wer manchmal die "Aktuelle Kamera" schaue. Zahlreiche Hände gehen nach oben, Jubel brandet auf, es wird gejohlt. "Kabarett oder Kabinett" ? daran, was was ist, verzweifelt Steimle selbst. Wie Komiker in der DDR deutet er oft nur an. Kein Zufall natürlich, meint er, schließlich dürfe man heute wie damals nicht sagen, was man denke. Heimat wie Steimle sie sieht, das ist über weite Strecken vor allem ein Schwelgen in dem, was Sachsen für ihn ausmacht. Er erzählt vom Striezelmarkt und gibt Tipps, wie ein Stollen schmecken muss und am besten verzehrt wird. Dazu gibt es musikalische Einlagen von Jörg Wachsmuth ? der seiner Tuba unter anderen einen fulminanten "Hummelflug" entlockt und als einer der weltweit führenden Virtuosen auf dem Instrument gilt. An dem Protagonisten des Abends scheiden sich die Geister: Kabarettist Uwe Steimle ist für die einen Publikumsliebling, für andere Lieblingsfeind. Das Programm jedenfalls bot, was das Publikum erwartete: Pointen und Provokation.
von Roberto Burian
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