Ausstellungen 2009
vom Sonntag, 13. September 2009Bilanz einer Ausstellung
Fast 4000 Besucher interessieren sich für das Thema Mauerfall in der Stadthalle
Von Roberto Burian Bad Blankenburg (OTZ).
Seit einigen Tagen sind die Ausstellungen zur Thematik 20 Jahre Mauerfall in der Bad Blankenburger Stadthalle Geschichte. 3869 Besucher waren gekommen.
Menschen, die alle ihre ganz eigenen Erfahrungen mit der DDR, dem Fall der Mauer und den Folgen gemacht haben.
Und wer innehielt, konnte sich auf die Spuren eines historischen Ereignisses begeben. Die Revolution von 1989 als Akt der Selbstbefreiung ganz normaler Menschen aus der Vormundschaft des SED-Staates. Das Interesse an dem untergegangenen Staat ist groß, das vorhandene Wissen bei manchen eher gering. Das Projekt "Damals in der DDR näherte sich dem Thema auf eine neue Art: sachlich, jenseits jeder Idealisierung, dabei spannend und keinesfalls belehrend. Die Ausstellung präsentierte einen thematisch-chronologischen Gang durch die DDR-Geschichte zwischen 1949 und 1989.
Vor dem jeweiligen historischen Hintergrund war dabei der Fokus auf 20 Zeitzeugen und ihre persönliche Geschichte gerichtet. In der zweiten Ausstellung konnte sich der Betrachter der Fotowände mit Bildern und Texten auf "Spurensuche entlang des ehemaligen Grenzstreifens begeben. Hier waren auf mehr als 120 historischen Fotos aus Beständen der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und aktuellen Fotos der ehemalige Grenzstreifen sowie die Grenzmuseen zu sehen, die im Sommer 2003 im Zuge einer umfangreichen Dokumentation entstanden sind. Eine positive Bilanz zog der Geschäftsführer der Stadthalle Matthias Gropp. "Viele Besucher haben sich mit anderen Zeitzeugen über ihre unterschiedlichen Erlebnisse während dieser Zeit ausgetauscht" , machte er deutlich. Während die Rahmenveranstaltung mit Pastor Uwe Holmer, der sein Buch "Der Mann, bei dem Honecker wohnte" vor 125 Gästen vorstellte, einer der Höhepunkte war, bezeichnete er das Interesse der Schulen als relativ gering. Obwohl die Ausstellung sehr gut für die Ergänzung des Geschichts- bzw. Ethikunterricht geeignet gewesen wäre, hätten sich nur drei Schulklassen dafür interessiert. Bei der Hundertwasserausstellung wären es dagegen 40 Klassen gewesen, so der Stadthallenchef. Zahlreiche internationale Gäste nutzten das Treffen zur Evangelischen Allianz, um die Ausstellung zu besuchen. War der reale Sozialismus als Praxis kommunistischer Ideologie ein Verbrechen? Oder eine soziale Vision, die nur schlecht umgesetzt wurde? Noch 20 Jahre nach dem Ende des größten gesellschaftlichen Experiments der Geschichte eskalieren diese beiden Extremstandpunkte in einem öffentlichen Glaubenskrieg, was auch ein Blick in die Gästebücher deutlich macht.
"Als Ex-DDR Bürger hätten wir uns eine wahrheitsgemäßere und realistischere Darstellung dieser Zeit gewünscht" . Oder: "Reisefreiheit heute ohne Geld, Gedankenfreiheit, soziale Absicherung - Danke, nichts ist besser" ist hier ebenso zu lesen wie "Gut, dass es diese Ausstellung gibt. Gefühle, Wut und Entsetzen. Es gibt sie heute noch, die, die die Akten schließen wollen". Oder: "Empfehlenswert - sehenswert - nachdenken. In die Zukunft sehen - handeln" . Das sind nur einige Auszüge. -Es hat viele Ursachen für das Ende der DDR gegeben. Die katastrophale Wirtschaftslage etwa und die Zweiklassengesellschaft aus Besitzern der harten Westwährung und die Mehrzahl der Nicht-Privilegierten. Den Prager Frühling, die Solidarnosc-Bewegung in Polen, Gorbatschows Perestrojka, den langsamen Zerfall des gesamten Ostblocks und schließlich die Massenfluchten.
Doch eine Diktatur bricht erst zusammen, wenn ihr das Volk den Gehorsam verweigert, seine Angst verliert und sich verbündet gegen die Macht. Das vor allem machten die Ausstellung und nicht zuletzt die
Rahmenveranstaltungen deutlich.
18.09.2009
Quelle: www.otz.de/rudolstadt
Fast 4000 Besucher interessieren sich für das Thema Mauerfall in der Stadthalle
Von Roberto Burian Bad Blankenburg (OTZ).
Seit einigen Tagen sind die Ausstellungen zur Thematik 20 Jahre Mauerfall in der Bad Blankenburger Stadthalle Geschichte. 3869 Besucher waren gekommen.
Menschen, die alle ihre ganz eigenen Erfahrungen mit der DDR, dem Fall der Mauer und den Folgen gemacht haben.
Und wer innehielt, konnte sich auf die Spuren eines historischen Ereignisses begeben. Die Revolution von 1989 als Akt der Selbstbefreiung ganz normaler Menschen aus der Vormundschaft des SED-Staates. Das Interesse an dem untergegangenen Staat ist groß, das vorhandene Wissen bei manchen eher gering. Das Projekt "Damals in der DDR näherte sich dem Thema auf eine neue Art: sachlich, jenseits jeder Idealisierung, dabei spannend und keinesfalls belehrend. Die Ausstellung präsentierte einen thematisch-chronologischen Gang durch die DDR-Geschichte zwischen 1949 und 1989.
Vor dem jeweiligen historischen Hintergrund war dabei der Fokus auf 20 Zeitzeugen und ihre persönliche Geschichte gerichtet. In der zweiten Ausstellung konnte sich der Betrachter der Fotowände mit Bildern und Texten auf "Spurensuche entlang des ehemaligen Grenzstreifens begeben. Hier waren auf mehr als 120 historischen Fotos aus Beständen der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und aktuellen Fotos der ehemalige Grenzstreifen sowie die Grenzmuseen zu sehen, die im Sommer 2003 im Zuge einer umfangreichen Dokumentation entstanden sind. Eine positive Bilanz zog der Geschäftsführer der Stadthalle Matthias Gropp. "Viele Besucher haben sich mit anderen Zeitzeugen über ihre unterschiedlichen Erlebnisse während dieser Zeit ausgetauscht" , machte er deutlich. Während die Rahmenveranstaltung mit Pastor Uwe Holmer, der sein Buch "Der Mann, bei dem Honecker wohnte" vor 125 Gästen vorstellte, einer der Höhepunkte war, bezeichnete er das Interesse der Schulen als relativ gering. Obwohl die Ausstellung sehr gut für die Ergänzung des Geschichts- bzw. Ethikunterricht geeignet gewesen wäre, hätten sich nur drei Schulklassen dafür interessiert. Bei der Hundertwasserausstellung wären es dagegen 40 Klassen gewesen, so der Stadthallenchef. Zahlreiche internationale Gäste nutzten das Treffen zur Evangelischen Allianz, um die Ausstellung zu besuchen. War der reale Sozialismus als Praxis kommunistischer Ideologie ein Verbrechen? Oder eine soziale Vision, die nur schlecht umgesetzt wurde? Noch 20 Jahre nach dem Ende des größten gesellschaftlichen Experiments der Geschichte eskalieren diese beiden Extremstandpunkte in einem öffentlichen Glaubenskrieg, was auch ein Blick in die Gästebücher deutlich macht.
"Als Ex-DDR Bürger hätten wir uns eine wahrheitsgemäßere und realistischere Darstellung dieser Zeit gewünscht" . Oder: "Reisefreiheit heute ohne Geld, Gedankenfreiheit, soziale Absicherung - Danke, nichts ist besser" ist hier ebenso zu lesen wie "Gut, dass es diese Ausstellung gibt. Gefühle, Wut und Entsetzen. Es gibt sie heute noch, die, die die Akten schließen wollen". Oder: "Empfehlenswert - sehenswert - nachdenken. In die Zukunft sehen - handeln" . Das sind nur einige Auszüge. -Es hat viele Ursachen für das Ende der DDR gegeben. Die katastrophale Wirtschaftslage etwa und die Zweiklassengesellschaft aus Besitzern der harten Westwährung und die Mehrzahl der Nicht-Privilegierten. Den Prager Frühling, die Solidarnosc-Bewegung in Polen, Gorbatschows Perestrojka, den langsamen Zerfall des gesamten Ostblocks und schließlich die Massenfluchten.
Doch eine Diktatur bricht erst zusammen, wenn ihr das Volk den Gehorsam verweigert, seine Angst verliert und sich verbündet gegen die Macht. Das vor allem machten die Ausstellung und nicht zuletzt die
Rahmenveranstaltungen deutlich.
18.09.2009
Quelle: www.otz.de/rudolstadt