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Frühstückstreffen für Frauen (nachmittags)

vom Samstag, 21. März 2015
900 Gäste beim Frühstückstreffen für Frauen in der Stadthalle Bad Blankenburg
Was zu Beginn wie eine Nachbarschaftsbewegung aussah, hat mittlerweile in Bad Blankenburg ein faszinierendes Profil entwickelt. Seit der ersten Auflage 2001 mit 100 Besuchern hat sich die Zahl der Teilnehmer zum Frühstückstreffen für Frauen verzehnfacht.

von Roberto Burian

Seit Jahren treffen sich die Frauen zum Frühstück in der Stadthalle, um sich in entspannter Atmosphäre verwöhnen zu lassen und bei Fachvorträgen Lösungsansätze für die Probleme des Lebensalltags zu finden. Am Samstag fanden zirka 900 Teilnehmerinnen den Weg in den großen Saal des Veranstaltungshauses, wo traditionell auch einvielseitiges Angebot von Büchern und Informationen offeriert wurde. Die zweimal jährlich stattfindende Zusammenkunft läuft im Prinzip immer nach dem gleichen Muster ab: Auf eine Begrüßung mit kurzer musikalischer Unterhaltung folgen informative Vorträge. Und doch unterscheidet sich jedes Zusammentreffen, denn jede eingeladene Referentin setzt andere Akzente aufgrund ihrer Persönlichkeit und mit Blick auf den Inhalt ihres Vortrags. Zum reichhaltigen Frühstück hörten die Teilnehmerinnen diesmal beschwingte und entspannende Klänge von Rudolstädter Musikschülern. Eine junge Frau stimmte im Anschluss in ihrem sehr emotionalen Lebensbericht auf das nachfolgende Referat von Bärbel Welte, Koordinatorin des Frühstückstreffens für Frauen im Süddeutschen Raum, ein. "Mein Name ist Lemlem. Ich bin 26 Jahre alt und komme aus Eri­trea, einem kleinen Land im Nordosten Afrikas mit zirka sechs Millionen Einwohnern." Die junge Frau beschrieb das Aufwachsen in einer Militärdiktatur, wo nach der 11. Klasse die Militärpflicht greift. Jungen und Mädchen werden zwangsrekrutiert und kommen in militärische Trainingslager. 2012 lernte Lemlem ihren Mann Eremias kennen. Er war Soldat. Ein Zusammenleben nach der Hochzeit war jedoch nicht möglich. Nach Jahren des Militärdienstes hatte er sich versteckt. Als daraufhin seine Mutter gefangen genommen wurde, stellte er sich. Er kam ins Gefängnis , wurde gefoltert. Bei der ersten Gelegenheit ergriff er die Flucht und kam nach einer langen Odyssee in Italien an. Auch Lemlem flüchtete, zunächst in den Sudan, berichtete von der anschließenden Durchquerung der Sahara bis nach Libyen. Drei aus der Gruppe seien an Wassermangel gestorben. In Libyen habe man dann alle eine Woche in einer großen Halle eingesperrt und sämtliche Dokumente, Handys, Ringe und Schmuck weggenommen. Schließlich habe man sie auf ein kleines Schiff verladen. 315 Personen auf dem Mittelmeer in Richtung Italien. Nach vier Stunden sei dann der Motor ausgefallen. Die italienische Küstenwache sei ihnen irgendwann zu Hilfe gekommen. Über Facebook habe sie schließlich ihren Mann gefunden. Seit Februar 2015 wohne man in Bad Blankenburg in einer 3-Raum-Wohnung mit sechs Personen. Sie sei am Leben geblieben, Gott habe seine Hände über sie gehalten, so Lemlem rückblickend. Sie gehe hier in die Kirche und habe viele gute Menschen kennengelernt, denen sie ganz herzlich danken möchte. So kümmert sich beispielsweise Susanne Chmell vom Harfe Bildungszentrum um die Gruppe und organisiert unter anderem den Deutschunterricht. Danach widmete sich die in Ludwigsburg lebende Rheinländerin Bärbel Welte dem Thema wie man mit Ärger richtig umgeht. Vor Energie und Lebensfreude sprühte die Referentin, ihre positive Grundstimmung übertrug sich vom ersten Moment an auf die Frauen, die sichtbar auf ihre Lösungsansätze, einen offenen Blick in den Alltag zu wagen, gespannt waren. Welte gab sich und ihrem Referat selbst eine ganz klare Zielvorgabe: "Ich möchte, dass die Besucher hier motivierter hinausgehen als Sie gekommen sind und diese Lust, etwas für ihr seelisches und körperliches Wohlbefinden zu tun, in die Tat umsetzen", betonte sie. Dazu erläuterte die Referentin zehn Anti-Ärger-Strategien, mit denen man vermeide, dass dieses unangenehme Gefühl einem das Leben vermiest. Organisatorin Irmtrud Chmell, die "Frühstücksfrau der ersten Stunde" konnte zur Nachmittagsveranstaltung, im normalerweise reinen Frauen­forum, auch diesmal wieder einige Männer begrüßen. "Wir genießen es, einmal gemeinsam abwechslungsreiche und sehr interessante Stunden hier zu verbringen", meinte etwa der Weischwitzer Lothar Metzner. Seine Frau Angela habe ihn bereits mehrfach davon überzeugt an der Veranstaltung teilzunehmen. Das trifft auch auf Reinhard Möller aus Volkmannsdorf zu. Gattin Christine, welche von Anfang an dabei ist, habe ihm des Öfteren mitgeteilt, dass die Themen durchaus auch für Männer interessant seien und deshalb nehme er bereits zum dritten Mal. Und er habe es bisher auch nicht bereut, betont er. Die Themen kommen aus dem Alltag, aber immer zieht sich als roter ein christlicher Faden durch die Veranstaltungen. Der Glaube verbindet die Mitarbeiterinnen des Teams um Irmtrud Chmell. Begegnungen, Gespräche, über Gott und die Welt nachdenken und reden, das bieten sie an. Und machen darauf aufmerksam, dass sie nicht nur eine offene Tür, sondern stets auch ein offenes Ohr haben.

23.03.15

Quelle: rudolstadt.otz.de
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