Über 7 Brücken
vom Sonntag, 17. April 2016Musikalischer Mauerfall mit jeder Menge Ostrock: 400 Gäste erleben Musical in Bad Blankenburg
Seit der Uraufführung 2009 tourt das Stendaler Ensemble mit dem Musical „Über sieben Brücken“ durch das Land, und machte am Sonntag bereits zum zweiten Mal Station in der Stadthalle Bad Blankenburg.
von Roberto Burian
Eine Romeo-und-Julia-Geschichte mit den vielen beliebten Hits aus dem Osten und dem Mauerfall als Happy End – geht das? Das geht. Das Stück begann bereits an der Eingangstür. Ein Grenzsoldat in DDR-Uniform verlangt die Pässe der Zuschauer. Unter den 400 Besuchern waren vor allem Menschen, die sich an ihre Musik der Jugend erinnern wollten. Aber auch Gäste, die aufgrund ihres Alters kaum noch eigene Erinnerungen an die DDR haben oder weit nach dem Fall der Mauer geboren wurden. Mit Thomas Natschinskis Hit „Mocca-Milcheisbar“ beginnt eine Liebesromanze zwischen der Eisverkäuferin Nicole und dem Musiker Tommy. An einem Tisch im Strand-Café sitzt der Wessi Micha. Der Westberliner „Allesbesorger“ mit Mercedesstern-Kette um den Hals macht in einer Zeit, in der Fluchthelfer nach dem Motto „Die Deutsche Mark in Ihrem Lauf hält weder Ochs noch Esel auf“ ihr Geld verdienen, sogar mit West-Klopapier seine Kohle.
Bevor die Liebesgeschichte mit dem Fall der Mauer schließlich ein Happy End findet, kann das Publikum bei Ohrwürmern von Karat, den Puhdys, Nina Hagen oder der Ulknudel Helga (Henne) Hahnemann in Erinnerungen schwelgen. Als Tante Erna aus Warnemünde mit Kittelschürze aus Nylon in den Saal stürmt und Wolfgang Lipperts „Erna kommt“ erklingt, findet sich im Publikum ein Kavalier, der sie auf die Bühne begleitet. Als Belohnung kann er sich zwischen der „Schlager Süßtafel“ und einer Packung „f 6“ entscheiden – er wählt die Schokolade. Jung-Pioniere und FDJler singen „Haben sie nicht noch Altpapier“ und Fluchthelfer Peter schmettert die heimliche Sachsenhymne „Sing, mei Sachse, sing“. Was bleibt, ist kurzweilige Unterhaltung mit Nostalgiefaktor. Sie ist humorvoll und lässt kaum ein Ostklischee aus. Eine Geschichte, die so manchen an den ersten Kuss, die erste Liebe erinnert, aber auch Grenze und Republikflucht thematisiert. Insgesamt sorgen mehr als 20 Mitwirkende für eine deutsch-deutsche Sternstunde des Musicals. „Super toll“, meint Claudia Bergner begeistert. „Witzig, aber auch manchmal ernst und nachdenklich.”
19.04.2016
Quelle: rudolstadt.otz.de
Seit der Uraufführung 2009 tourt das Stendaler Ensemble mit dem Musical „Über sieben Brücken“ durch das Land, und machte am Sonntag bereits zum zweiten Mal Station in der Stadthalle Bad Blankenburg.
von Roberto Burian
Eine Romeo-und-Julia-Geschichte mit den vielen beliebten Hits aus dem Osten und dem Mauerfall als Happy End – geht das? Das geht. Das Stück begann bereits an der Eingangstür. Ein Grenzsoldat in DDR-Uniform verlangt die Pässe der Zuschauer. Unter den 400 Besuchern waren vor allem Menschen, die sich an ihre Musik der Jugend erinnern wollten. Aber auch Gäste, die aufgrund ihres Alters kaum noch eigene Erinnerungen an die DDR haben oder weit nach dem Fall der Mauer geboren wurden. Mit Thomas Natschinskis Hit „Mocca-Milcheisbar“ beginnt eine Liebesromanze zwischen der Eisverkäuferin Nicole und dem Musiker Tommy. An einem Tisch im Strand-Café sitzt der Wessi Micha. Der Westberliner „Allesbesorger“ mit Mercedesstern-Kette um den Hals macht in einer Zeit, in der Fluchthelfer nach dem Motto „Die Deutsche Mark in Ihrem Lauf hält weder Ochs noch Esel auf“ ihr Geld verdienen, sogar mit West-Klopapier seine Kohle.
Bevor die Liebesgeschichte mit dem Fall der Mauer schließlich ein Happy End findet, kann das Publikum bei Ohrwürmern von Karat, den Puhdys, Nina Hagen oder der Ulknudel Helga (Henne) Hahnemann in Erinnerungen schwelgen. Als Tante Erna aus Warnemünde mit Kittelschürze aus Nylon in den Saal stürmt und Wolfgang Lipperts „Erna kommt“ erklingt, findet sich im Publikum ein Kavalier, der sie auf die Bühne begleitet. Als Belohnung kann er sich zwischen der „Schlager Süßtafel“ und einer Packung „f 6“ entscheiden – er wählt die Schokolade. Jung-Pioniere und FDJler singen „Haben sie nicht noch Altpapier“ und Fluchthelfer Peter schmettert die heimliche Sachsenhymne „Sing, mei Sachse, sing“. Was bleibt, ist kurzweilige Unterhaltung mit Nostalgiefaktor. Sie ist humorvoll und lässt kaum ein Ostklischee aus. Eine Geschichte, die so manchen an den ersten Kuss, die erste Liebe erinnert, aber auch Grenze und Republikflucht thematisiert. Insgesamt sorgen mehr als 20 Mitwirkende für eine deutsch-deutsche Sternstunde des Musicals. „Super toll“, meint Claudia Bergner begeistert. „Witzig, aber auch manchmal ernst und nachdenklich.”
19.04.2016
Quelle: rudolstadt.otz.de