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Frühstückstreffen für Frauen (vormittags)

vom Samstag, 5. November 2016

Erst Hunger gestillt, danach Geist gefüttert

Rund 800 Frauen verfolgen ein Ziel: Sie gönnen sich eine Auszeit vom stressigen Alltag oder – ganz im Gegenteil – von der Einsamkeit

von Roberto Burian

Wenn zum morgendlichen Frühstück in die Bad Blankenburger Stadthalle eingeladen wird, kommen Frauen in den unterschiedlichsten Lebensphasen zusammen: junge, berufstätige Mütter ebenso wie Frauen, die längst das Arbeitsleben hinters ich gelassen haben und deren Kinder aus dem Haus sind, Alleinerziehende oder Witwen. "Loslassen und sich selber finden" lautete das aktuelle Thema des traditionellen Frühstückstreffens für Frauen in der Stadthalle. So auch wieder am vergangenen Sonnabend. Als Referentin begrüßte die Besucherschar Birgit Fingerhut. Sie ist Jahrgang 56, verheiratet und Mutter von zwei erwachsenen Kindern, hat eine theologische Ausbildung und ist seit 18 Jahren als Referentin bei Frühstückstreffen in ganz Deutschland unterwegs. In ihrem Vortrag berichtete sie auch über eigene Erfahrungen und sprach damit viele Frauen im Saal sehr persönlich an. "Das mit dem Loslassen ist schwierig, denn jeder von uns möchte doch behalten, was er hat", begann sie ihren Vortrag. Babys möchten den Finger der Mutter nicht mehr loslassen, Kinder ihr Spielzeug nicht hergeben, man kann den Partner oder die Arbeit verlieren. "Doch das Loslassen gehört zum Leben dazu. Da kommt niemand dran vorbei." Die Referentin führte den interessierten Zuhörerinnen vor Augen, wie man sich selbst und andere behindert, wenn man nicht beizeiten loslässt. Trotzdem könne man lernen, dass das Leben mit einer festen Verankerung Qualität und Sinn haben kann. Sie habe viele Menschen kennen gelernt die "Heftiges" erlebt hätten und Antwort suchen, so Fingerhut. In vielen Bildern und anhand praktischer Beispiele erläuterte zuvor Else Arnold das Leben in der Bruderhofgemeinschaft. Den Übergang zwischen den kaum zu stoppenden Gesprächen der Frauen, die sich gedanklich weit weg von Konflikten befinden, und dem Vortrag, schaffen große und kleine Tänzer aus den verschiedenen Ballettgruppen der Rudolstädter Musikschule. Es geht darum, den Frauen eine Wohlfühlatmosphäre zu vermitteln, sie aber auch inhaltlich zu unterhalten – "mit Themen, die das Leben beschreiben", wie es Organisatorin Irmtrud Chmell formuliert. Zielgruppe sind übrigens nicht nur christlich orientierte Frauen. Auch Muslima oder Bekenntnislose können an dem Frauenfrühstück teilnehmen. Und wie sieht es mit Männern aus? Dürfen die auch mitfrühstücken? "Jein", drückt sie es diplomatisch aus: "Aber wenn es ein Mann mit über 100 Frauen aushält, dann darf er zur Nachmittagsveranstaltung natürlich mitkommen." Ein Mann ist übrigens immer unter der Damenschar – Irmtrud Chmells Gatte Werner, der sich als Hahn im Korb durchaus wohlfühlt: "Das passt schon. Man hilft mit und wird gut umsorgt", erzählt er mit einem Lächeln. In den zwei Stunden dürften die meisten Frauen ihr Leben gedanklich durchforstet haben, von der Kindheit bis heute, sich gefragt haben, wo sie etwas verbessern können. Sie verlassen nach der Veranstaltung einen Ort, wo dieses kleine Wunder wieder passiert ist, wenn Frauen unter sich sind: Verbundenheit und Offenheit. Und sie haben ganz sicher ein bisschen ein Gefühl wie Silvester: Frau könnte etwas anders machen.
/ 08.11.16 / OTZ
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